Frankreich

Interview vom
20.11.2020

Wie Vera und Klaus geht es so vielen Seglern, die den Plan hatten noch dieses Jahr über den Atlantik zu segeln. Aber dann kam Corona und die Pläne waren schlagartig durchkreuzt. Im Mittelmeer zu bleiben, oder auf den Kanaren zu überwintern sind nun die Überlegungen von vielen. Wer damit liebäugelt im Mittelmeer zu bleiben, bekommt hier einen tollen Lagebericht, auch über die Grenzen Frankreichs hinaus. 

Wir sind Vera & Klaus aus Auckland – Neuseeland (bis 2004 aus Deutschland – Main-Kinzig Kreis). Seit Juli 2019 sind wir mit unserer Anthos, eine Bavaria 42 Cruiser, die wir in Griechenland gekauft haben, unterwegs. Der ursprüngliche Plan war, mit der ARC 2019 im November den Atlantik zu überqueren, um dann bis Ende 2021 via Panama, Marquesas, Cook Islands bis nach Neuseeland zu segeln oder ggf. das Boot dort zu stationieren.

Leider hat uns Covid19 einen Strich durch unseren Zeitplan gemacht. So sind wir erst dieses Jahr auf dem Weg in die Kanaren und haben die ARC auf 2021 verschoben. Wie es von da weitergeht steht noch in den Sternen da unsere Auszeit im Oktober 2021 endet.

Unser Weg führte uns dieses Jahr zunächst durch Griechenland, das derzeit wieder im Lockdown ist. Anschließend gings noch vor dem Lockdown entlang der Südküste Italiens nach Sizilien bis nach Sardinien. Bei Ankunft in Sardinien wurde der Lockdown ausgerufen das Land befand sich im Stillstand. Aufgrund der andauernden und verstärkten Einschränkungen durch Corona im Mittelmeer haben wir uns entschlossen, unser Boot bis auf weiteres zu parken um dann hoffentlich in 2021 weiter durchs Mittelmeer und in die Kanaren zu segeln. Zum Zeitpunkt dieser Beschreibung liegen wir in einer Marina in Korsika und sind auf dem Weg nach Marseille, wo wir eine Marina mit passender Ausstattung gefunden haben.

Euer aktueller Standort?

Cargese in Korsika, die Marina (Lat 42.13095° Long 8.5969225°) ist klein, aber modern und verfügt über Wasseranschluss und Strom, sowie guten Internetanschluss und Diesel. Das Dorf mit Supermarkt ist ca. 1km entfernt und über einen steilen Weg zu Fuß zu erreichen. Restaurants und Bars befinden sich im Hafen, sind jedoch derzeit komplett geschlossen.

Wie läuft hier die Einreise während Corona ab?

Sowohl für Italien (inkl. Sizilien und Sardinien) als auch für Frankreich haben wir eine Selbsterklärung zu Corona heruntergeladen und ausgefüllt an Bord bereitgehalten.  Ebenfalls hatten wir immer Maske und Desinfektionsmittel sowohl an Bord als auch bei Landgängen dabei. Bis jetzt mussten wir keinen Corona Test vorlegen.
Informationen zu den entsprechenden Ländern entnahmen wir den Webseiten www.noonsite.com sowie www.reopen.europa.eu.
Bei der Einreise von Griechenland nach Italien (St. Maria di Leuca) noch vor dem erneuten Lockdown wurden wir von der Guardia Finanzia kontrolliert. Bootspapiere, EU-Pässe und die entsprechende Selbsterklärung, die vorab an das regionale Gesundheitsamt per E-Mail geschickt wurde sollten vorgelegt werden. Ein PCR Test war für die Region Apulien zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig. Weitere Kontrollen in Sizilien als auch in Sardinien blieben uns erspart. Ebenso gab es keinerlei Kontrollen bei der Überfahrt nach Sizilien oder Sardinien.
In Korsika wurden wir per Funk über unsere Absichten befragt und Kontaktdaten wie Mobilfunknummer, Bootskennung, MMSI sowie Anzahl der Crew und Route ausgetauscht. Die Marina in Korsika wollte jedoch keine Papiere oder Einzelheiten von uns wissen.

Wie ist die aktuelle Lage vor Ort?

In Griechenland war bis zum Lockdown wenig bis gar nichts von Coronamanie zu spüren. Die Restaurants waren geöffnet (zumindest bis Mitternacht), Menschen gingen auf die Straßen, aber Masken wurden größtenteils getragen. Man passte sich den geltenden Regeln weitgehend an und hoffte, dass sich die Lage bald entspannt, zum Teil waren Restaurants ganz geschlossen.
In Sizilien waren die Auswirkungen (unter Corona aber vor Lockdown) stärker zu spüren. Restaurants geschlossen ab 18:00 Uhr und wenig Leute auf den Straßen, eingeschränkte Shoppingmöglichkeiten und Maskenzwang, aber touristische Sehenswürdigkeiten und nicht essenzielle Geschäfte geöffnet. In Sardinien (vor Lockdown) waren wir nur in Porto Palau. Dort war das Alltagsleben bereits ziemlich zum Erliegen gekommen. Die meisten Buchten waren leer, nur einige Super Yachten und Fischerboote waren unterwegs. Geschäfte und Marina geöffnet, aber Restaurants zu ab 18h.
In Korsika besteht jetzt im Lockdown wie überall in Frankreich generell das Verbot sich von Region zu Region zu bewegen. Ausnahmeregeln gibt es vereinzelt, eine Bestätigung der Marina für unser Winterlager erlaubt uns das Boot direkt dorthin zu bewegen. Reisen innerhalb Europas sind mit Auflagen eingeschränkt möglich, aber die umfangreichen Informationen zu den regionalen Vorschriften sind teilweise kompliziert und zum Teil nur als PDF in der jeweiligen Sprache erhältlich.
Unsere persönliche Erfahrung ist, dass vor dem strengen Lockdown es zwar bereits merkliche Einschränkungen gab, aber Segeln und Genießen weiterhin möglich war, ja durch die fehlenden Massen sogar vielerorts angenehmer. Vereinzelt ist uns aufgefallen, dass in touristischen Zentren teilweise durch lokalen Tourismus der Betrieb aufrecht erhalten wurde, was die Atmosphäre auch für die Dienstleister vor Ort veränderte, bzw. war Griechenland vor dem Lockdown voll mit Griechen aus anderen Landesteilen und Italienern, anstatt mit den sonst üblichen Touristen aus UK, Deutschland u.a..
Jetzt im Lockdown jedoch ist es einfach nicht mehr möglich sich frei zu bewegen und die Ausgangssperren und Schließungen vieler Geschäfte hat das ganze öffentliche Leben zum erliegen gebracht.
Trotzdem wurden wir bis auf die Behörden in Korsika nie spezifisch auf Corona angesprochen, vielmehr betonte man in den Marinas, dass man die üblichen Formalitäten für Boot und Crew befolgte und die Corona regeln Sache der örtlichen Polizei sei. Zum Teil kannten die Marinas dieselben gar nicht.

Wie habt ihr euch vorab informiert?

Apps, Links oder Kontakte?

Offizielle und aktualisierte Infos auf www.noonsite.com sowie www.reopen.europa.eu

Persönliche Erfahrungen, die jedoch oft nicht der Realität entsprachen über diverse Foren und Gruppen in Facebook. Zuverlässiger waren da oft Stegnachbarn oder Segelcommunities vor Ort.

In Facebook haben wir viele Länderspezifische Seglergruppen gefunden, für Griechenland die Informativsten, für den Rest eher gebietsübergreifend für die Adria und Gesamt Mittelmeer. Ansonsten einige liveaboard und Segel Gemeinschaften vor Ort oder Ländergruppen wie Aussies and Kiwis in the Med. Neben den einschlägigen Websites viele gute Infos und Tipps vorausgesetzt man hat Empfang und Internet.

Wie sind eure weiteren Pläne?

Der weitere Plan ist dann im europäischen Sommer 2021 weiter durchs Mittelmeer zu segeln, Korsika, Sardinien, evtl. West Italien sowie Spanien, Madeira und Kanaren, dann an der ARC 2021 teilzunehmen. Falls Corona immer noch wütet, werden wir das Boot im Winterlager behalten, um dann zu einem späteren Zeitpunkt die Reise wieder aufzunehmen.

Zum Zeitpunkt dieser Beschreibung liegen wir in einer Marina in Korsika und sind auf dem Weg nach Marseille, wo wir eine Marina mit passender Ausstattung gefunden haben. Wir werden dann Weihnachten in Deutschland verbringen und dann zurück nach Neuseeland fliegen, wo uns eine 14 tägige kontrollierte Zwangsquarantäne erwartet.

Wir sagen Danke!

Wir wünschen euch eine tolle Zeit im Mittelmeer. Wir hatten uns 2019 keine Zeit dafür genommen und bereuen es rückblickend sehr. Wir wollten unbedingt im Dezember auf den Kanaren sein, um rechtzeitig über den Atlantik zu kommen und haben deshalb viele tolle Ecken links liegen gelassen. Wir finden eure Entscheidung super! Habt eine fantastische Zeit….egal wo der Wind euch hinträgt. 

@2ontour.co.nz

@sailinganthos

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