Kapverden

Interview vom
13.11.2020

Die Stammcrew der „Zarafet“ ist ein bunter polnisch-irischer Mix – Michael (54), Monika (44), Max (11) und Leon (3), die süße riesen Dogge. Sie segeln als Familie, haben aber zusätzliche Besatzung für längere Passagen dabei, die dann ein paar Wochen an Bord bleiben. 

Ihr Boot ist ein Prout 45-Katamaran. „Zarafet“ ist türkisch und bedeutet so viel wie „Amut“. Der Name stammt vom ursprünglichen Eigentümer, der 14 Jahre lang mit ihr segelten. Seit 2 Jahren sind sind wir nun die Besitzer der Zarafet.

Michael segelt seit 45 Jahren hauptsächlich Offshore-Regatten. Monika & Max haben erst seit dem Kauf des Katamarans im Oktober 2018 begonnen.

Wir haben das östliche Mittelmeer von der griechischen Insel Evia in Griechenland bis nach Datcha in der Türkei und schließlich Fethiye in der Türkei für den ersten Winter ziemlich umfassend bereist. Dann haben wir einige Monate lang die türkisch-lykische Küste erkundet. Danach fuhren wir nach Griechenland und besuchten die meisten Inseln. Wir segelten durch Dodekanes, die Kykladen und die sironischen Inseln, besuchten Athen und durchquerten den Korinth-Kanal. Wir haben viele schöne Orte im Golf von Korinth und segelten durch die Ionischen Inseln in den Norden.

Wir verließen die EU, um Albanien zu besuchen, dann Montenegro und weiter nach Kroatien.

Mit dem nahenden Winter 2019 kehrten wir nach Montenegro zurück und traten dann über Brindisi nach Sizilien, Sardinien und die Balearen nach Cartagena in die EU ein, um die Besatzung für unsere Reise nach Lanzarote und die Kanarischen Inseln im Winter 2019 abzuholen.

Wir hatten einen 4-monatigen Wintervertrag und spritzten zurück in die Wasserwoche am 1. März 2020 mit einer Abriegelung am Horizont, in der wir beschlossen, dort zu bleiben, wo wir waren.

Im Juni 2020, als die Sperre aufgehoben wurde, unternahmen wir eine große Rundreise um die Kanarischen Inseln, die wir in Puerto de Mogan auf Gran Ganaria beendeten.

Euer aktueller Standort?

Derzeit befinden wir uns auf den Kapverden und ankern vor Mindelo. Unsere letzte Passage starteten wir von Puerto Mogan aus, auf den Gran Canaria. Die Überfahrt  mit 850 Seemeilen haben wir in 5 Tagen und 17 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,1 Kilometern geschafft. Wir hatten recht guten Wind aber auch hohe Wellen.

Wie läuft hier die Einreise während Corona ab?

Welche Regeln gibt es?
Unabhängig vom Ausreisehafen, ist für die Einreise ein eindeutiger PCR-Test erforderlich, der innerhalb von 72 Stunden nach dem Ausreisedatum durchgeführt werden muss.

Was sind die besonderen Anforderungen beim Einklarieren aufgrund von Corona?
Du darfst das Schiff erst verlassen, wenn du vom Beamten des Gesundheitsministeriums eine Genehmigung erhalten haben. Dann erst darf man die normalen Einreiseformalitäten erledigen.

Wann und wo sollte man sich testen und was kostet´s?
Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte man den Test vor Ankunft durchführen und die Testergebnisse per E-Mail an die Marina Mindelo senden. Beispiel: Wir haben den Test in Maspalomas (Gran Canaria) gemacht (Preis von 90 Euro pro Person). Weil die Ergebnisse schon per E-Mail dem Büro der Marina Mindelo vorlagen, durften wir das Boot innerhalb von 2 Stunden nach Ankunft verlassen. Eine andere Yacht kam einige Zeit später ohne Tests an. Sie mussten 72 Stunden an Bord warten, bis die Tests vor Ort abgeschlossen waren, was sie 100 Euro pro Person gekostet hat.

Wie ist die aktuelle Lage vor Ort?

Aktuelle Situation vor Ort und Zukunftsprognose?
Momentan herrscht eine freundliche Atmosphäre, wobei die nördlichen Inseln relativ frei von Corona sind, während die unteren Inseln und die Hauptstadt mit den für den Transit erforderlichen PCR-Schnelltests das genaue Gegenteil ist.

Wie sind die Menschen drauf? Was ist erlaubt & was ist nicht erlaubt?
Die Einheimischen sind so freundlich, aber es ist auch sehr ruhig mit wenigen Touristen und einige größere Veranstaltungsorte wie Museen sind geschlossen.

Was ist offen und was ist geschlossen (z.B. Bars usw.)?
So ziemlich alles ist offen, wie Bars und Restaurants, aber bei den geringen Touristenzahlen kommt keine echte Partystimmung auf, die die Inseln so berühmt ist. Man kann aber trotzdem immer etwas finden, wenn man danach sucht.  Einige Bars organisieren immer noch Live-Musik-Abende, aber nicht mehr so oft wie vor Corona. Das „Centro Cultural“ ist geöffnet, oder man engagiert sich ehrenamtlich für eine Tiervereinigung oder eine örtliche Schule. Wandern und ein Tagesausflug nach Santo Antao ist sehr schön.

Sicherheitslage? Ist es gefährlich(er) geworden?
Es gibt immer mehr Menschen, die auf der Straße nach Nahrung suchen, da es hier keinen sozialen Schutz gibt – also keine Arbeit, keine Nahrung, und wenn das so weitergeht, besteht das Potential für Ärger. Es hat einige Raubüberfälle gegeben, aber wir haben bisher nichts Negatives erlebt. Unsere Dogge passt gut auf uns auf.
-> Ein Update von Erwin (vom17.11.20), findet ihr unten in den Kommentaren.

Wichtige & interessante Insider-Tipps?
Treffe einfach normale Vorsichtsmaßnahmen. Lasse das Bargeld stecken, vermeide es, nach Einbruch der Dunkelheit allein raus zu gehen, denn in jeder größeren Stadt, gibt es „no go“-Areas.

Wie habt ihr euch vorab informiert?

Apps, Links oder Kontakte?

Wir schauen auf Noonsite und Ocean Cruising Club auf Facebook und suchen nach Seglern, die vor Ort sind und sich austauschen. Wir haben auch eine E-Mail an die Marina Mindelo geschickt, um Informationen zu bekommen, die sehr hilfreich waren.

 

Wie sind eure weiteren Pläne?

In ein paar Tagen machen wir uns auf, den Atlantik in Richtung Karibik zu überqueren.

Wir sagen Danke!

Wir wüschen euch eine sichere, gute und vor allem schnelle Überfahrt. Aber das sollte mit eurem Katamaran ja kein Problem sein. 😉 Wir sehen uns auf der anderen Seite und dann treffen wir uns endlich auf ein Bier. 

Die Crew der Zarafet kannst du auf folgenden Kanälen verfolgen. 

sailingzarafet.com

@sailingzarafet2018

@sailing_zarafet

@SailingZarafet

3 Comments

  • erwin haas
    Posted 17. November 2020

    Ich bin mit meiner Segelyacht seit November letzten Jahres hier in Mindelo, und möchte dazu anmerken, dass der erste Teil Berichtes bezüglich Einreise usw. richtig ist. Nicht wahr ist allerdings, dass es keine staatliche Unterstützung der Bevölkerung gibt. Auch hier gibt es ähnlich wie Österreich und Deutschland ein staatlich gestütztes Kurzarbeitsmodell bzw. geringes Arbeitslosengeld.

    Auch hat die, auch vorher schon geringe Kleinkriminalität, seit Covid nicht zugenommen. Man kann sich in Mindelo auch nach Einbruch der Dunkelheit und auch ohne Hundebegleitung sicher fühlen. In der Meile rund um die Marina gab und gibt es Bettelei, die allerdings in den hinteren Stadtvierteln gar nicht vorkommt, das mag Neuankömmlinge irritieren, ist aber seit ich die Insel kenne so, und zwar ausschließlich in den ansonsten von Touristen frequentiertem Zentrum.

    Des weiteren kann man derzeit auch mit Ausnahme der derzeitigen Coronahotspots Santiago und Fogo testfrei die Inseln ersegeln. Ausser Veranstaltungsverbote mit größeren Menschenmassen, Clubs, Sportevents u.a.. und der Maskenpflicht gibt es kaum Einschränkungen.

    Überfälle sind mir auf Sao Vicente auch keine bekannt.

    • Tobi
      Posted 17. November 2020

      Danke Erwin für deine Einschätzung der Sicherheitslage. Wir haben den Vermerk im entsprechenden Absatz eingefügt. Genau so eine tolle Mitarbeit wünsche wir uns. Hoffentlich sieht man sich im Januar in Mindelo auf ein Bierchen…oder zwei!? 😉 Liebe Grüße Julia & Tobi

      • erwin
        Posted 21. November 2020

        Klar! Gerne.

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